Krebstherapie
Die Diagnose Krebs ist für Betroffene eine äusserst schwer-
wiegende Diagnose. Das Wissen und mögliche Therapien
sind in den letzten Jahrzehnten explosionsartig gewachsen.
Dieses Wissen und die neuen möglichen Therapien für die
Patientinnen und Patienten optimal einzusetzen, ist durch die
Komplexität sehr viel schwieriger geworden. Im Spital fliesst
das Wissen im Rahmen von «Tumorboards» zusammen. Eine
Expertenrunde aus Spezialistinnen und Spezialisten trifft
sich, um in einer gemeinsamen Diskussion exakte Diagnose,
Stadium und mögliche Therapien festzulegen. In der Linden-
hofgruppe besprechen mehrere solcher Spezialisten-Teams
jede Woche, welche Verfahren zur Diagnose angewendet
werden müssen und welches Therapieziel verfolgt werden
soll. Therapieziel kann die Heilung oder bei bereits zu
weit fortgeschrittenen Erkrankungen die Verbesserung der
Lebensqualität sein. Es gibt Situationen, in denen keine
Therapie die beste Lösung ist. Hier ist ein Team gefragt, denn
solche Entscheide müssen bestens abgesichert und be-
gründet sein und von allen mitgetragen werden. Krebsthera-
pien sind meistens eine Kombination von verschiedenen
Therapieformen. Operation, Chemotherapie und Radiothera-
pie müssen aufeinander abgestimmt und deren Reihenfolge
muss interdisziplinär beschlossen werden. Die soziale
Situation, Pflege und alle unterstützenden Therapien müssen
von Anfang an mitberücksichtigt werden. Das Netzwerk
von Spezialistinnen und Spezialisten ist auch hier gefordert.
Nur so finden sich die optimalen Lösungen für die Patientin-
nen und Patienten.
Geburtshilfe
Schwangerschaft und Geburt, so viel Freude sie glücklicher-
weise meistens bringen, sind potenziell lebensgefährlich für
Mutter und Kind. Das geht heute vielfach vergessen. Im Spital
muss während 365 Tagen während 24 Stunden ein Netzwerk
bestehen, das sicherstellt, dass Risiken für Mutter und Kind
minimiert sind. Die zentrale Schaltstelle in der Geburtshilfe ist
die Hebamme. Sie muss die Übersicht bewahren und rasch
Spezialistinnen und Spezialisten aufbieten, die aus ihrer Sicht
die Situation beurteilen und allenfalls sehr rasch handeln
können. Der erste Spezialist, die ärztliche Geburtshelferin
oder der ärztliche Geburtshelfer, ruft falls nötig weitere
Spezialisten: Anästhesisten, Neonatologen (Kinderärzte mit
Schwerpunkt Neugeborenes), Operationspersonal, Labor-
spezialisten herbei: Intensivmediziner, Radiologen. All diese
Spezialistinnen und Spezialisten müssen ebenfalls während
365 Tagen und während 24 Stunden bereit stehen. Nur so
ist es möglich, dass Schwangerschaft und Geburt maximal
sicher sind.
Mit diesen beiden Beispielen verdeutliche ich eine Form
der interdisziplinären Zusammenarbeit, die Arbeit in
Netzwerken, die in der Lindenhofgruppe täglich gelebt wird.
Neue Erkenntnisse können heute nur noch in Netzwerken
zum Wohle von Patientinnen und Patienten beurteilt und
gewichtet werden, das gilt übrigens auch für das Weltklima.
Dr. med. Ruedi Moser-Hässig
Präsident Verein Ärztekollegium
13